Im Jahr 2015 begann ich mit meiner Selbstständigkeit an unserem Lebenshof, mit tiergestützter Therapie, Einzelunterricht im gewaltfreien Reiten, Ferienkursen, Praktika-Wochen für Grundschulen und Tierpflegekursen für Kinder und Jugendliche. Seit 2022 habe ich sämtliche Kurse für Kinder und Jugendliche eingestellt.

Erwachsene als Vorbilder

Die Welt hat sich in diesen Jahren verändert und damit auch die Menschen. Ich habe über einen Zeitraum von neun Jahren mit Kindern gearbeitet. Es hat mir immer große Freude gemacht, Kindern die Nähe zu Tieren und der Natur zu ermöglichen. Ihnen zu vermitteln, wie Tiere kommunizieren und wie ein artgerechter und freundschaftlicher Umgang aussehen kann.

Was ich aber in den vergangenen Jahren beobachtete, war leider keine Entwicklung, sondern Verwicklung und Verstrickung in den Wirren der digitalen Welten. Social Media, Computerspiele und Wochenpläne, die selbst einen Erwachsenen stressen würden. Die Kinder hatten sich verändert. Es fehlte dieses präsent sein, wach im Augenblick, im Hier und Jetzt zu genießen, was sich ihnen bot. Immer mehr fiel mir auf, dass sie ruhelos waren und sie sich oft nicht mehr wirklich auf die Tiere einlassen konnten.

Ich begriff, dass das nicht an den Kindern dieser Zeit liegt, sondern an den fehlenden Vorbildern, den Erwachsenen in ihrem Umfeld. Ich musste also dort ansetzen. Kinder benötigen Vorbilder, sie brauchen Mütter, Großmütter, Tanten und andere Mitmenschen, die ihnen vorleben, was Werte sind, was Gelassenheit ist, was bewusstes Leben im Augenblick bedeutet.

Es ist in der Jetztzeit nicht einfach, Kinder zu begleiten und ihnen die Liebe zu Natur und Tieren sowie die Achtung vor der Schöpfung zu vermitteln. Zu vieles wirkt von außen auf uns alle ein. Es würde Bücher füllen, wollte ich über meine Erlebnisse mit den Kindern berichten. Die meisten Kinder sind entweder „Schlüsselkinder“, die alleine Zuhause waren oder sie waren in Kindertagesstätten untergebracht. Denn fast alle Mütter gehen ihrer Arbeit außer Haus nach.

Mir wurde immer klarer, dass es die Erwachsenen sind, die Unterstützung brauchen. Dass sie es sind, die oft den Kontakt zum eigenen Selbst verloren haben. Die gehetzt durch ihren Alltag rennen und irgendwie versuchen zu funktionieren. Kaum bleibt mehr Zeit für Selbstpflege, Achtsamkeit, gesunde Ernährung, Naturzeit und die Anbindung an Mutter Erde. Viele Mütter können sich selbst kaum mehr spüren, sind sie doch immer damit beschäftigt, all ihre Aufgaben zur Zufriedenheit aller zu erfüllen.

Tierbegegnungen der besonderen Art sind eine so wundervolle Möglichkeit, mit der eigenen Seele in Kontakt zu kommen und sich selbst wieder spüren zu können. So entstand ein neues Angebot, das Retreat „Naturgeflüster“, das Frauen ermöglicht, für zwei Tage in das Naturreich und die besondere Atmosphäre am Lebenshof einzutauchen.

Ich habe mich auf Aromapraktik spezialisiert, weil es ein naturreiner Schlüssel zu mehr Selbstverbindung und Wellness ist. In meiner Beratung für mehr Lebensfreude verbinde ich Aspekte aus dem geistigen Heilen im Clearing des Energiesystems und die Naturkraft ätherischer Öle, die einfach alle Prozesse unterstützen, erleichtern oder bekräftigen können.

Ziel ist, Frauen wieder mit der eigenen Seele zu verbinden, die Anbindung an Mutter Erde und an die eigene Natur wiederzufinden. Dann, wenn die Wahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse wieder spürbar ist, sind wir auch in der Lage, die Bedürfnisse der Wesen, um uns herum, wieder wahrzunehmen.

Minimalistisches Leben im Einklang mit der Natur

Das eigene Leben zu entschleunigen, ist möglich! Und ich meine, behaupten zu können, es ist auch notwendig. Es gelingt sicher nicht in allen Lebenslagen, dennoch tun wir gut daran, unser Leben immer wieder einmal zu entschleunigen. So kann das Nervensystem wieder zur Ruhe finden, wir können tiefer schlafen und sind entspannter im Tagesgeschehen. Gerade für Mütter ist dies immens wichtig. Die Doppelbelastung in der Rolle der Mutter und gleichzeitig die Frau im Beruf zu stehen, verlangt einem einiges ab. Doch Bindung geschieht in Langsamkeit.

Wenn du mehr Ruhe in deinem Leben haben möchtest, dann nutze die Kraft der Natur! Verlangsame bewusst deinen Tagesablauf und gehe zurück zu deinen Wurzeln. Back to the roots hilft dir, deine Seelenbalance wiederzuerlangen. Back to the roots heißt nicht in Fellbekleidung in der Höhle zu hausen. Aber der Versuch, das eigene Leben etwas minimalistischer und ursprünglicher zu gestalten, kann Großes bewirken.

Befreie dich von Dingen, die du nicht unbedingt benötigst. Schraube deine Ansprüche vielleicht in manchen Bereichen etwas herunter. Wenn du nicht alles haben musst, entlastet dich das in vieler Hinsicht. Stattdessen nehme wahr, was dich umgibt. Tauche ein in den Rhythmus der Natur. Erlebe bewusst die Tageszeiten und Jahreszeiten. Betrachte deine Nahrungsmittel, sind sie im Einklang mit dem, was in deiner Region zu dieser Zeit wächst? Kaufe regional und biologisch und spüre, welche Kraft in dieser Nahrung steckt. Wenn es dann noch pflanzlich vollwertig ist, dann wirst du mehr Energie zur Verfügung haben.

Je mehr du herausfindest, was dir wichtig ist und was du für dich benötigst, desto leichter gelingt es dir, für dich einzustehen. Du stehst dann stabil in deiner Haltung, auch wenn der Mainstream dir anderes vorgaukeln und Fremdbestimmung von überall Einfluss nehmen will. Du triffst dann deine Entscheidungen für dein Leben, deine Gesundheit und deinen Lebensstil selbstbestimmt. Dadurch gewinnst du an Freiheit und die Treue zu dir selbst; die Bindung zu dir selbst macht dich stark und zufrieden.

Fokus auf das Tierwohl

Schon Wochen vor meiner Entscheidung, die Kinderangebote einzustellen, zeichnete es sich immer mehr ab, dass einige Tiere wie die Pferde zwar noch immer bereitwillig ihre Aufgaben übernahmen, aber es fühlte sich nicht mehr stimmig an. Viele der Tiere sind älter geworden, benötigen mehr Ruhe und eine andere Art von Aufmerksamkeit. Sicher hätten sie noch für Jahre ihren Dienst getan im Umgang mit Schülern im Natural Horsemanship. Doch mein Bauchgefühl sagte mir ganz klar, dass jetzt der Zeitpunkt richtig ist, die Pferde nicht mehr für Unterrichtsstunden einzuteilen.

In Europa werden viele Pferde nicht einmal mehr 20 Jahre alt. Die Umwelteinflüsse, schlechte Haltungsbedingungen, Überbelastung, Leistungssport, schlechte Weidequalitäten, zu früher Beritt, all das sind Faktoren, die dafür sorgen, dass viele Pferde bereits vor ihrem 10. Lebensjahr sterben oder eingeschläfert werden.

Auch bei unseren Pferden sind Krankheiten aufgetreten und ich werde kein Pferd einsetzen, dass nicht vollkommen gesund ist. Oftmals werden Pferde leichtfertig eingeschläfert und gegen ein neues, gesundes Reitpferd ausgewechselt, damit der Betrieb weiterlaufen kann.

Trifft man die Entscheidung für einen Lebenshof, dann entscheidet man sich auch dafür, all diese Tiere im Alter zu begleiten. Anders, als bei einer Tiervermittlung steht ein Lebenshof dafür, dass die Tiere ein sicheres Zuhause bis zum Lebensende haben. Sie werden nicht weitergereicht, sondern sind angekommen, dürfen bleiben und das Gefühl von Sicherheit genießen.

Der Unterschied von einem Bauernhof zu einem Lebenshof liegt auch darin, dass Tiere nicht genutzt werden für wirtschaftliche Zwecke. Als Tierpfleger mit Leib und Seele ernähre ich mich vegan und achte ich all die Wesen am Hof in besonderem Masse. Sie sind genau wie wir, geboren, um frei zu sein, gesehen zu werden, gehört, geliebt und wahrgenommen zu werden.

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Fazit: Der eigenen Intuition vertrauen

Ich habe bisher immer gespürt, wann es Zeit war, Dinge zu verändern. Und in diesem Fall war meine Intuition so klar und ich konnte ihr einfach vertrauen. Nicht jeder hatte bislang das Glück, so großartige Mentoren zur Seite zu haben, wie ich das hatte. Angefangen von einer großartigen Hebamme zum anthroposophischen Kinderarzt, der so viel Weisheit besaß. Bis zu der außergewöhnlichen Bindungs-Expertin Brigitte Hannig. Dank dieser wundervollen Menschen fand ich immer Wege, die nah an der Natur waren, bei der Begleitung meiner Kinder, der Tiere und für mich selbst. Dafür bin ich sehr dankbar.

Unendlich viel altes Wissen ist in unserer Gesellschaft verloren gegangen. Wir leben heute in einer bindungsfeindlichen Welt. Deshalb ist es so wichtig, dass jeder Einzelne für sich eine Entscheidung trifft. Jeder dürfte schauen, wie er oder sie mit sich selbst in Verbindung bleibt. Wenn du eine gesunde Selbstanbindung hast, dann bist du auch in Verbindung mit deinem Herzen. Und dort sitzt auch die Intuition! Mit deiner Intuition hast du immer die Möglichkeit zu wissen, was jetzt richtig ist für dich.

Wer im Alltag nicht mehr auf die eigenen Bedürfnisse achtet, verliert automatisch die Anbindung an sich selbst. Somit schwächt sich auch die Bindung zum Kind, obwohl die Liebe für das Kind da ist. In dem Moment, in dem du den Kontakt zum eigenen Selbst verlierst, entsteht Kontraktion oder anders gesagt Anspannung. Durch die Anspannung bist du abgekoppelt vom Chi, der Lebenskraft allen Seins. Dauerhafte Anspannung hat früher oder später gesundheitliche Folgen, die wir nicht möchten.

Geistig-seelische Achtsamkeit wie Meditieren und Reflektieren sowie die Wahrnehmung des eigenen Körpers helfen dir, von Anspannung zu Entspannung zu kommen. Genau genommen ist Bindungsarbeit letztlich auch Friedensarbeit.

Wenn du deiner eigenen Intuition vertrauen kannst, dann macht dich das stark und selbstsicher. Du weißt dann tief im Herzen genau, wie du dich entscheidest, wenn etwas zur Entscheidung steht. Das gibt dir Sicherheit im Alltag. Du musst dann nicht mehr jeden Trend mitmachen. Nein, du spürst dann, was für dich persönlich wirklich von Bedeutung ist. Und je sicherer du dabei wirst, desto leichter ist es, auch anderen Menschen, ob jung oder alt, diese Sicherheit zu vermitteln.

Der eigenen Intuition zu vertrauen bedeutet manches Mal ein klares Nein zu bestimmten Dingen auszusprechen. Das kann so befreiend sein, wenn du für deine eigenen Bedürfnisse einstehen kannst und für die deiner Kinder oder Tiere. Es können niemals die gleichen Dinge für alle Menschen gut sein. Wir dürfen herausfinden, wer wir im Herzen sind. Wofür wir stehen und was unsere Werte sind. Welche Wünsche und Träume wir noch haben und wie wir sie verwirklichen können.

Die eigenen Ziele anzustreben und die Vision im Herzen zu entdecken, hilft wiederum dabei, andere Wesen zu verstehen. Je näher du deinem eigenen Sein bist, desto mehr kannst du auch erfassen, was dein Gegenüber für Bedürfnisse hat. Je mehr Erwachsene herausfinden, wer sie in der Tiefe ihrer Seele sind, desto mehr Vorbilder erwachsen für die Generationen nach uns. Und für unsere Kinder und Kindes-Kinder.

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Lass uns gemeinsam die Welt ein Stückchen besser machen. Für uns und all die Wesen, die mit uns leben und nach uns kommen.

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