Wenn die Idee, einen Lebenshof zu gründen, dich beflügelt, kannst du mit den nachstehenden Fragen mehr Klarheit finden. Ich betreibe seit über 30 Jahren einen Lebenshof und genauso lange arbeite ich täglich als Tierpflegerin. In dieser Zeit habe ich viele Lebenshöfe entstehen sehen und traurigerweise so manche auch wieder vergehen.
Wer einen Lebenshof gründet, nimmt Tiere auf, die meist aus schwierigen Verhältnissen kommen, krank, verunsichert oder traumatisiert sind. Ein Lebenshof sollte keine Vermittlungsstelle sein, sondern eine Heimat für ein ganzes, schönes Leben. Diese Tiere brauchen oft sehr lange, bis sie wieder Vertrauen zu Menschen fassen und sich sicher fühlen. Wir wollen ihnen auf keinen Fall erneut zumuten, wieder ihre Heimat zu verlieren. Und genau deshalb sollte es gut überlegt sein, einen Lebenshof zu gründen.
1. Warum will ich einen Lebenshof gründen?
Viele Menschen träumen zu Recht von einem eigenen Hof und Tieren. Denn das Leben mit Tieren in der Natur ist so wohltuend und zauberhaft. Ich könnte mir kein anderes Leben vorstellen, denn in der Natur finde ich Stärke, Entspannung, Kraft, Geborgenheit und noch so vieles mehr.
Doch solltest du die Herausforderungen, die dich an einem Lebenshof nicht unterschätzen. Um z. B. Pferde zu halten, solltest du mindestens 1 ha Weideland pro Pferd zur Verfügung haben. Und das ist eigentlich schon viel zu knapp bemessen. Gehst du von 2 bis 3 ha aus, dann heißt das aber auch, dass du das komplette Anwesen zu pflegen hast. Du musst für eine gute Umzäunung sorgen, die ausbruchsicher ist, und schon alleine die Mäharbeiten verlangen einen großen Zeitaufwand.
Ist dein Wunsch nach einem Lebenshof eine echte Herzensvision oder nur eine romantische Vorstellung? Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Deine Herzensvision kann trotz der vielen Arbeiten sehr romantisch sein. 😉 Wichtig ist nur, dass du dir klar darüber bist, dass dich die Tiere sehr brauchen werden und du dein Ego oft zurückschrauben darfst.
Ein Lebenshof ist ein soziales Projekt und wie bei allen sozialen Arbeiten bekommst du keine Bestätigung für dein Tun und Schaffen. Ich sage mir immer, der Lohn des Tierpflegers ist der zufriedene Blick deiner Tiere. Damit muss man umgehen können, aber das wirst du lernen. Wenn du das, was du tust, aus Liebe tust, dann erfüllt es dein Herz.
Gleichzeitig ist es aber auch wunderschön, zu sehen, wie Tiere heilen, Vertrauen fassen und erstrahlen. Du kannst so viel von ihnen lernen und bekommst Persönlichkeitsentwicklung on top. Sie schenken dir ihre ganze Liebe, was ein großes Glück für dich bedeuten kann. Lies gerne in meinen Lebenshof Geschichten dazu.
Zwei intensive Tage direkt bei den Tieren am Lebenshof lernen, fühlen und erleben. Erfahre über natürliche Heilweisen, Tierkommunikation, Aromapraktik, Umgang in Freiwilligkeit, Selbstbestimmtheit in der Tierpflege und wie du Behandlungskosten sparen kannst.
2. Habe ich Erfahrung im Umgang mit Tieren, ihrer Betreuung und Pflege?
Man kann natürlich alles lernen, dennoch solltest du über ein paar Kenntnisse in der Tierhaltung verfügen. Denn das Wohl der Tiere, die du aufnimmst, liegt dann größtenteils in deiner Hand. Du bist verantwortlich für eine gesunde Ernährung, ihre medizinische Versorgung, Betreuung, Pflege und bist ihre Bezugsperson.
Alleine schon die Futtermittelbeschaffung ist ein wöchentlicher Part. Je mehr Tierarten du am Hof hast, desto umfangreicher wird das. Von Frischfutter über Kraftfutter bis zum Wintervorrat von Heu und Stroh möchte alles geplant und überblickt sein. Du solltest immer mindestens einen Artgenossen für jedes Tier haben, bei Herdentieren ist einer sogar zu wenig.
Suche Experten, die dich unterstützen können, wenn deine Tiere krank sind. Tierärzte, Tierheilpraktiker, Energetiker. Für Zähne, Hufe, Scheren brauchst du ebenfalls Fachkräfte wie Hufpfleger, Schafscherer, Pferdezahnarzt. Für emotionale Themen bei den Tieren kann dir eine gute telepathische Tierkommunikation helfen, deshalb suche dir die richtige Person. Mach dir eine Liste mit Telefonnummern aller Experten, auf die du im Notfall sofort zugreifen kannst. Im Krankheitsfall kann man schon einmal nervös werden, gerade wenn du bislang nicht so viel Erfahrung mit Tieren hast.
Du musst keinen Doktortitel haben, um für Tiere zu sorgen. Aber du solltest bereit sein, dir notwendiges Wissen anzueignen und was du vor allem brauchst: das Herz und die Liebe für alle Tiere, egal wie schwierig sie anfangs sein mögen. Unser Anton hier auf dem Foto hat mich trotz jahrelanger Erfahrung mit sehr vielen Pferden immer wieder an meine Grenzen gebraucht. Lies gerne seine Geschichte.
Was du also brauchst, ist sehr viel Geduld. Denn körperliche und seelische Heilung kann manchmal rasch gehen und oft aber auch sehr lange andauern. Dann bist du gefordert, nicht aufzugeben, alle Prozesse positiv zu begleiten und dich immer wieder selbst zu hinterfragen? Denn es kommen immer die Wesen zu uns, von und mit denen wir lernen und wachsen dürfen. Das bedeutet also Offenheit und Bereitschaft für Persönlichkeitsentwicklung.
Ich habe schon viel geflucht, geschimpft und hätte öfter gerne alles hingeschmissen. Aber ich habe es nie getan. Ich bin immer wieder aufgestanden und ich habe immer nach Lösungen gesucht. Probleme zeigen sich in Hülle und Fülle, nur darauf sollte man sich dann nicht konzentrieren. Lösungsorientiert unterwegs zu sein, macht mehr Freude und bringt Erfolge.
3. Bin ich bereit, die Tiere am Lebenshof bis zu ihrem Lebensende zu begleiten?
In dem Moment, in dem du ein Tier aufnimmst, trägst du die Verantwortung dafür ein Leben lang. Und das kann bei manchen Tieren wie Pferden sehr lang sein. Alte Tiere machen oft sehr viel Arbeit und verursachen zusätzliche Kosten, wenn sie Altersbeschwerden bekommen. Nicht zu unterschätzen sind z. B. die Kosten für Zahnbehandlungen bei alten Pferden.
Deshalb frage dich, ob du bereit bist, dein Leben komplett umzustellen? Dein zeitlicher Aufwand für die Tiere begrenzt sich nicht auf eine 5-Tage-Woche. Du bist 365 Tage im Jahr gefordert, auch an Feiertagen oder wenn andere im Urlaub sind. Natürlich kannst du auch ein Team aufstellen, das Wochenenddienste übernimmt oder Urlaubsvertretung macht.
Je unterschiedlicher die Tierarten sind, desto schwieriger wird es allerdings, kompetente Vertretung zu finden. Solltest du einmal krankheitsbedingt ausfallen, wer könnte dich vertreten? Überlege dir frühzeitig ein Notfall-Management für spezielle Belastungsphasen. Manchmal können Krankheitsphasen oder der Tod eines Tieres auch für dich körperlich und emotional sehr belastend und kräftezehrend sein.
Ich kann mich an keinen einzigen Tag erinnern, an dem ich in Krankheitsphasen im Bett geblieben bin. Selbst nach Unfällen wie Steißbeinbruch oder Bänderrissen schleppte ich mich raus in den Stall. Das würde ich nicht unbedingt jedem empfehlen, aber manchmal geht es nicht anders. Die Tiere haben ihren Rhythmus, manchmal denke ich sie haben eine Uhr im Bauch. Sie lieben Regelmäßigkeit, das gibt ihnen Sicherheit. Gerade dieser Rhythmus ist auch für dich so heilsam. Ich liebe Rhythmus, ich liebe diesen Rahmen, den ich dadurch habe, der mir dennoch alle Freiheiten lässt.
Manchmal kann es auch zu Krisen kommen, die es dann zu bewältigen gilt. Bist du bereit dazu, auch auf Dinge zu verzichten? Mache dir bewusst, dass die Entscheidung für Tiere auch Auswirkungen auf deine Familie, Freunde und deine Freizeit hat. Du wirst nicht mehr so viel Zeit für sie haben. Also bespreche dein Vorhaben mit deiner Familie, Partner und Kindern, bevor du eine Entscheidung triffst. Denn sie sollten hinter dir und deiner Idee stehen, damit es auch in herausfordernden Zeiten gut weiterläuft.
4. Wie sind die rechtlichen Grundlagen, wenn ich einen Lebenshof gründen will?
In Deutschland gibt es keine spezifische gesetzliche Definition für einen Lebenshof. Dennoch müssen bei der Gründung und dem Betrieb eines solchen Hofes verschiedene rechtliche Vorgaben beachtet werden. Du kannst ganz einfach mit einer privaten Tierhaltung beginnen und sehen, ob du weitere Tiere aufnehmen möchtest.
Die Haltung von Tieren in größerem Umfang erfordert eine Anmeldung beim zuständigen Veterinäramt. Für die Betreuung verschiedener Tierarten ist ein Sachkundenachweis erforderlich, der die Fähigkeit zur artgerechten Pflege und Haltung der Tiere bestätigt. Dieser Nachweis wird in der Regel vom Veterinäramt verlangt.
Es gibt eine Pflicht für Tierkennzeichnung und -registrierung. Tiere wie Schafe, Ziegen, Schweine, Rinder und Geflügel müssen gemäß den gesetzlichen Vorgaben gekennzeichnet (z. B. durch Ohrmarken) und registriert werden. Du musst die Tiere bei der Tierseuchenkasse anmelden. Die Tierkörperbeseitigung ist wichtig, wenn eines deiner Tiere stirbt.
5. Wie finanziere ich meinen Traum vom Lebenshof?
Hast du Ersparnisse, auf die du zugreifen kannst, oder ein monatliches Einkommen? Bedenke, dass du die Zeit für die Tierpflege mehrfach täglich aufbringen musst. Gerade kranke Tiere oder Neuankömmlinge können nicht stundenlang alleine bleiben. Wir haben das lange Zeit so gelöst, dass mein Partner den Unterhalt für die Familie und teilweise für die Tiere aufgebracht hat. Somit war gewährleistet, dass ich ganztags am Hof arbeiten konnte.
Im Kleingewerbe arbeitete ich am Hof mit tiergestützter Intervention, Tierpflegekurse für Kinder und Jugendliche und Natural Horsemanship. Zusätzlich habe ich mir ein Nebeneinkommen im Networkmarketing aufgebaut, was ich nur empfehlen kann. Denn das funktioniert bei freier Zeiteinteilung, und du kannst es um deine Aufgaben am Lebenshof herum aufteilen.
Du könntest auch einen Verein gründen, so wie wir das derzeit machen. Spenden, Mitgliedschaften und Tier-Patenschaften könnten ein Finanzierungskonzept darstellen. Du könntest Helfer, Ehrenamtliche und Unterstützer finden für die unterschiedlichen anfallenden Arbeiten. Allerdings gibt es auch rund um den Verein viele Tätigkeiten zu verrichten.
Laufende Kosten:
- Versicherung für Tiere und Helfer
- Behandlungskosten
- Equipment/Ausrüstung für jedes Tier (Halfter, Schnüre, Putzzeug usw.)
- Futtermittel
- Nahrungsergänzung
- Medikamente
- Instandhaltung der Anlage, Stallungen, Weidezäune
- Grundstück und Weideland
- Huf- und Klauenpflege
- Pferde-Zahnarzt
- Dunglege/Mistenstsorgung
- und weitere Kosten
Fazit zur Idee, einen Lebenshof zu gründen
Es ist eine wundervolle Aufgabe, einen Lebenshof zu gründen und zu betreiben, denn es warten sehr viele Tiere auf Hilfe. Wenn du dir diese Fragen ehrlich beantwortet hast, kannst du dir und den Tieren Enttäuschungen ersparen oder die Weichen einfach von Anfang an richtig stellen. Damit Tiere eine glückliche Heimat mit Bestand finden können.
Ein Tier zu retten verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.
Deshalb: Wenn du in dir diese Sehnsucht hast und Tieren helfen möchtest. Wenn du ein Feld der Gesundheit, Heilung, des Friedens und der Liebe aufbauen möchtest, dann TU ES! Ich freue mich über jeden Menschen, der diese Entscheidung trifft. Denn die Not der Tiere in unserer Welt ist groß. Und es braucht viele, die sich aus ganzem Herzen dafür einsetzen.
Ich liebe meine täglichen Aufgaben am Hof und bei den Tieren nach all den Jahren immer noch. Darüber kannst du in meinem Artikel, „warum ich die Tierpflege so liebe“ nachlesen. Du wirst so viele spannende, interessante Erfahrungen machen. Du kannst kleine und große Wunder erleben, du wächst über dich hinaus und hörst nicht auf zu lernen. Wenn du einmal eintauchen kannst in das Energiefeld an einem Lebenshof, dann spürst du diese Magie und besondere Atmosphäre.
Meine Tipps für dich:
- Tausche dich doch mit einigen erfahrenen Lebenshof-Betreibern aus, sie können dir alltagstaugliche, praktische Erfahrungen weitergeben. Hier findest du eine Liste mit Lebenshöfen.
- Überlege dir, mit welchen Tierarten du starten kannst, damit du ganz langsam in deine Aufgaben wachsen kannst.
- Übernimm dich nicht und halte die Zahl der Tiere in einem Rahmen, dass du Kosten und Arbeit noch gut bewältigen kannst, und zwar für lange Zeit. Das bedeutet für dich, du musst lernen, nein zu sagen. Auch wenn dein Herz blutet und du so gerne jedem Tier helfen möchtest. Du musst deine Kapazitäten realistisch einschätzen.
- Verbringe doch einmal ein oder mehrere Tage auf einem Lebenshof und helfe bei den täglich anfallenden Aufgaben mit. Das bringt dich ins Fühlen und ermöglicht dir, klare Bauchentscheidungen für dein Vorhaben treffen zu können.
- Besuche unseren Happy Animals Workshop oder das Auszeit-Retreat Naturgeflüster.
Solltest du jetzt festgestellt haben, dass das Projekt Lebenshof doch nicht das Richtige für dich ist, dann gibt es trotzdem so viele Möglichkeiten, wie du Tieren helfen kannst.
Du kannst bestehende Lebenshöfe unterstützen:
- mit deiner tatkräftigen Unterstützung
- mit Patenschaften für Tiere
- mit Spenden
- vielleicht kannst du deine Talente anders einbringen, indem du Webseitenaufbau unterstützt, Social Media, in der Verwaltung mithilfst oder was auch immer. Es wird sich etwas finden, was dir Freude macht und letztlich den Tieren zugutekommt.
Oder du schenkst einem oder mehreren Tieren bei dir ein zu Hause. Jedes einzelne Tierwesen ist wertvoll und will geliebt sein.
Tauche zwei Tage ein in das Energiefeld am Lebenshof und lerne neue Aspekte der Tierpflege, Umgangsformen, Heilweisen und Aromapraktik kennen.
Danke liebe Marianne für den tollen Artikel.
Wirklich toll was ihr auf die Beine gestellt habt und das über Jahrzehnte!
Ich trage miz meinem Mini-Lebenshof Projekt in Nordschweden meinen Teil zu einer besseren Welt bei und hoffe es folgen noch viele weitere Menschen die ihr Herz öffnen 🌱
Ganz liebe Grüße
Hallo Nicole
Das ist ja schön von dir zu hören. Jeder weitere Lebenshof, der entsteht ist ein neuer Lichtpunkt
auf der Welt. Es dürfen noch ganz viele werden. Ich schicke dir ganz liebe Herzensgrüße nach
Schweden und wünsche dir ein gutes Ankommen und Wurzeln schlagen.
Marianne