In unserer Gesellschaft gibt es für jeden und für alles eine Schublade, einen Namen, ein Krankheitsbild. Jede Andersartigkeit wird sofort kategorisiert und zugeordnet.
Wie ich das hasse! Warum nur müssen wir das tun?
Warum werden sogar kleinste Kinder bereits in diese fucking Schubladen gesteckt? Ist es so wichtig, dass eine Bezeichnung gefunden wird für Verhaltensmuster, Charaktere, Menschentypen, Lebensphasen? Es sind Kinder! Lasst doch diese Kinder einfach Kinder sein! Lasst sie ihre Erfahrungen machen, seht ihre Werte und vertraut auf eure eigene Wahrnehmung als Mutter oder Vater.
Mir sind solche Zuordnungen eher unheimlich. Ich weiß, die menschliche Psyche ist komplex, seit meiner Jugend beschäftige ich mich damit. Aber wer gibt uns das Recht zu bewerten und einzuordnen?
Einfach SEIN
Als ich ein Kind war, fiel ich etwas aus der Rolle. Ich war zu dickköpfig, zu empfindlich und irgendwie anders. Wenn ich über meine Gefühle gesprochen habe, oder Situationen, die ich erlebte, hat man mir immer gesagt, ich würde alles übertreiben. So richtig passte ich in keine Schublade. Musste ich mich infrage stellen? Stimmte etwas nicht mit mir? Hätte man damals schon so viel diagnostiziert, hätten sie vielleicht eine Schublade für mich gefunden.
Als Jugendliche beschäftigte ich mich mit dem Leben nach dem Tod und las viele Bücher. Hermann Hesse hatte mich begeistert und ich fing an Gedichte zu schreiben. Das fand meine Mutter wirklich spooky. Sie machte sich ernsthaft Sorgen, was mit mir nicht stimmen würde.
Eigentlich wäre es damals schön gewesen, wenn ich nicht immer irgendwo angeeckt wäre.
Aber wenn ich irgendetwas ungerecht fand, musste ich es einfach ansprechen. Und da war mir wirklich egal, welche Person in welcher Position mir da gerade gegenüber stand. Es hieß, ich sei respektlos, vorlaut, solle mich zurücknehmen und still sein. Aber das konnte ich nicht. Als kleines Mädchen bewarf ich den Nachbarn mit Steinen und beschimpfte ihn, weil er seine Kaninchen tötete. Das gab dicken Ärger mit meiner Mutter, daran kann ich mich heute noch erinnern.
Vieles konnte ich einfach nicht nachvollziehen oder verstehen. Und eigentlich wollte ich nur leben, einfach leben, so wie ich war.
Konntest du so sein, wie du eben warst? Kannst du heute einfach so sein, wie du bist? Oder lebst du noch angepasst, um nicht aufzufallen. Schneidest dir deine Wünsche ab, bleibst in deinem Hamsterrad und lässt die Gedanken auf Veränderung gar nicht erst hochkommen?
Finde heraus, was deine Wünsche, Sehnsüchte und Träume sind. Und dann schau, was du stückweise umsetzen kannst. Sei du, du, die du bist!
Einfach SEIN bedeutet, du findest heraus, wer du bist und wo du hinwillst. Du entdeckst, was deine wahre Natur ist.
Es ist so schön, einfach zu sein. Genieße es, denn es ist einfach!
Natürlich – dein natürliches Ich leben
Wir hatten eine tolle, wilde Kindheit auf dem Land und haben so allerlei Blödsinn gemacht. Es gab noch kein Handy und meine Mutter hatte so viel zu tun, sie wollte nur, dass wir abends rechtzeitig zurück sind. Ich war so gut wie immer draußen, dort fühlte ich mich lebendig. Ich hatte Pflegeponies, einen Schäferhund, die Meerschweinchen und meinen Kater Peter. Ich liebte diese Tiere so sehr. Jede freie Minute verbrachte ich mit ihnen. Hausaufgaben machte ich im Futtertrog bei den Ponies.
Als ich älter wurde, zweifelte ich sehr oft an mir, ich stellte alles infrage und vor allem mich selbst. Ich war sehr feinfühlig und ich konnte die Schmerzen von Tieren immer spüren. Mit 17 Jahren wurde direkt vor meinen Augen ein Pferd erschossen. Es war der Bruder meines damaligen Freundes, er war Viehhändler und Metzger. Dieses Pferd war noch nicht einmal krank, es war wohl schwer zu reiten und sollte einfach weg. Als es da vor mir zusammenbrach, flippte ich komplett aus und entschloss, nie mehr Fleisch zu essen, egal von welchem Wesen. Auch dieses Pferd passte in keine Schublade, man wollte es nicht haben mit seinen Eigenarten.
Warum fällt es uns so schwer, Wesen so anzunehmen wie sie sind, auch wenn sie nicht ins Raster passen? Ich habe viele unterschiedliche Tiere erlebt und auch viele hundert Kinder, die bei mir zu Kursen waren. Irgendwie hatte jedes Wesen seinen Code und wenn man ihn herausfand, dann kam die Energie ins Fließen. Verständnis und Einfühlungsvermögen ist möglich. Dann, wenn wir nicht urteilen und bewerten. Sondern, wenn wir hinfühlen und hinhören, wenn wir erfassen, wer uns gegenüber steht.
Wo kannst du ganz natürlich sein? Was brauchst du dafür? Welche Umgebung oder welche Menschen tun dir gut? Auch, wenn du nicht werten willst, kannst du trotzdem Menschen und Dinge abwählen. Du musst nicht zu allem ja sagen. Und auch, wenn dein Gegenüber vielleicht noch nicht versteht, warum du es nicht so machst, wie alle Anderen: Bleib deiner Natur treu.
Hör auf dein Gefühl, wähle die Dinge und Menschen für dich, die dir guttun. Zeit in der Natur zu verbringen, kann dir dabei helfen, deine eigene Natürlichkeit besser zu spüren. Sei natürlich.
Einzigartig in deiner Art wirksam sein
Mein Sinn für Gerechtigkeit und meine Ehrlichkeit brachten oft Ärger, in der Schule, in der Ausbildung, im Musikverein. Es hieß, ich würde Autoritäten nicht akzeptieren. Ich hatte sie akzeptiert, aber nicht Fehlverhalten und Ungerechtigkeit.
Mein Lebenselixier war von jeher die Natur, dort war ich zu Hause, geborgen und angenommen.
Stöckelschuhe und Nagellack waren nichts für mich, ich besitze das heute noch nicht. Stattdessen war ich mit den Pferden unterwegs, erlebte viele Abenteuer und kaufte mir Pfeil und Bogen.
Dann kamen sehr schwierige Jahre, Liebeskummer, Nikotin, Alkohol, Familienmitglieder starben und ich suchte immer mehr nach dem Sinn des Lebens. Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas gut ist. Und so habe ich in dieser Zeit Zugang zu meinem leiblichen Vater gefunden.
Plötzlich konnten wir reden auf Augenhöhe und das war sehr heilsam. Ich hatte ihn oft verurteilt, aber jetzt wo ich selbst in so einer seltsamen Situation war, sah ich die Dinge plötzlich anders. Ich konnte immer mehr seine Werte erkennen und ihn dafür achten. An Heilig Abend 2022 ist er gestorben. Und ich vermisse ihn, seinen besonders seltsamen Humor, seinen Zynismus und seine Art. Er war auch einzigartig, er hat sich nicht angepasst und blieb sich selbst immer treu.
Jeder von uns ist einzigartig. Und je treuer wir uns selbst sind, desto authentischer sind wir.
Ich konnte nie gegen mein Gefühl handeln und ich werde das auch nie tun. Meine Intuition ist so stark, so überzeugend.
Schätzt du dich für deine Einzigartigkeit? Kennst du deine ganz speziellen Fähigkeiten, Talente und Specials? Schreib sie auf, hol sie dir ins Bewusstsein. Du bist einzigartig! Also hör auf, dich mit anderen zu vergleichen. Niemand ist wie du, niemand fühlt wie du. Du hast dein ganz persönliches Muster in dir. Und du darfst es mehr und mehr entdecken. Lass dich nicht einzwängen und zwänge auch nicht deine Kinder ein. Lass dir und anderen so viel Freiraum, wie nur möglich. Dann bist du glücklich. Dann kannst du dich entfalten, deine Einzigartigkeit.
Eigenartig bedeutet dir selbst treu zu sein
Erst sehr spät las ich Bücher über Hochsensibilität: Und ich habe mich in diesen Worten so gefunden. Plötzlich verstand ich, warum ich oft anders empfunden habe, als andere Menschen. Und endlich konnte ich aufhören mich zu verurteilen für meine Eigenart. Ja mir wurde immer suggeriert eigenartig zu sein. Heute liebe ich dieses Wort, denn es liegt nichts Abwertendes mehr darin. Eigenartig zu sein, heißt seine eigene Art ins Leben bringen und das ist wunderbar.
Ich handle nicht mehr gegen mein Gefühl. Das verursacht nur Unbehagen. Meine Intuition ist so stark, so überzeugend, ich kann mich darauf verlassen. Wenn ich Entscheidungen treffe, höre ich auf mein Bauchgefühl und damit liege ich richtig. Oft verstehen Menschen nicht, warum ich so handle. Zugegeben, mit dem Verstand betrachtet, kann ein Außenstehender viele meiner Entscheidungen nicht nachvollziehen. Menschen denken ja immer, sie wüssten den richtigen Weg. Aber ist es auch MEIN Weg? Es nützt nichts, ich muss mir treu bleiben. Ich brauche viel Zeit für mich alleine. Rückzug ist ganz oft angesagt und dann kann ich auftanken für die nächsten Aktivitäten. Dann bin ich wieder produktiv und kreativ.
Kennst du deine EIGENART? Deine ganz eigene Art? Traust du dich, dich so zu zeigen, wie du bist? Ich möchte dich ermutigen, du selbst zu sein oder immer mehr du selbst zu werden. Es fühlt sich so schön an, wenn man vor dem Spiegel steht und sich selbst tief in Augen schauen kann. In der Gewissheit, alles ist gut, du bist richtig, so wie du bist.
Wenn du dich traust, dann traust du dir. Und wenn du dir selbst vertraust, dann gewinnst du Selbstvertrauen. Du weißt dann, dass du dich auf dich immer verlassen kannst und das gibt dir die Sicherheit, die Selbstsicherheit für dein selbstbestimmtes Leben.
Lebe, was du bist! Lebe es in Freude und mit Begeisterung! Lebe deine Eigenart!
Einfach SEIN! Natürlich – EINZIGartig – EIGENARTig
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